Sicherheiten beim Kredit: Was ist eine Bürgschaft?
Bei der Beantragung eines Kredits stehen viele Kreditnehmer vor der Herausforderung, geeignete Sicherheiten anzubieten, um die Kreditwürdigkeit zu untermauern. Eine oft verwendete Form der Sicherheit ist die Bürgschaft. In diesem Artikel werden wir ausführlich beleuchten, was eine Bürgschaft ist, welche Arten es gibt, wie sie funktioniert und welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringt. Darüber hinaus klären wir häufige Fragen, die Kreditnehmer zum Thema Bürgschaft haben.
Was ist eine Bürgschaft?
Eine Bürgschaft ist eine rechtliche Verpflichtung, bei der eine dritte Person, der Bürge, sich bereit erklärt, die Verbindlichkeiten eines Kreditnehmers zu übernehmen, falls dieser seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Diese Form der Sicherheit wird häufig bei der Aufnahme von Krediten, insbesondere bei größeren Summen oder bei Kreditnehmern mit schwacher Bonität, gefordert. Durch die Bürgschaft soll dem Kreditgeber ein höheres Maß an Sicherheit geboten werden.
Die rechtlichen Grundlagen der Bürgschaft
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Bürgschaften sind im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) in Deutschland festgelegt. Nach § 765 BGB kommt der Bürgschaftsvertrag zustande, wenn der Bürge sich verpflichtet, für die Schulden eines anderen einzustehen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Bürgschaft nicht automatisch bei jedem Kreditabschluss nötig ist, sondern meist dann, wenn der Kreditgeber das Risiko als zu hoch einschätzt.
Arten der Bürgschaft
Es gibt verschiedene Arten von Bürgschaften, die sich in ihrer Ausgestaltung und ihren Bedingungen unterscheiden. Die häufigsten Formen sind.
Einfachbürgschaft
Bei einer Einfachbürgschaft verpflichtet sich der Bürge, die Forderung des Gläubigers nur dann zu übernehmen, wenn der Hauptschuldner in Verzug gerät. Der Gläubiger muss den Schuldner also erst zur Zahlung auffordern und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten, bevor er den Bürgen zur Rechenschaft zieht.
Selbstschuldnerische Bürgschaft
Im Gegensatz zur Einfachbürgschaft kann der Gläubiger bei einer selbstschuldnerischen Bürgschaft sofort vom Bürgen Zahlung verlangen, ohne vorher gegen den Schuldner vorgehen zu müssen. Diese Form der Bürgschaft bietet dem Kreditgeber eine erhöhte Sicherheit, da sie den Prozess der Forderungseinziehung beschleunigt.
Mitbürgschaft
Bei der Mitbürgschaft verpflichten sich mehrere Bürgen solidarisch, für die Schulden des Hauptschuldners einzustehen. Dies bedeutet, dass der Gläubiger jeden der Bürgen einzeln oder alle gemeinsam in Anspruch nehmen kann, je nachdem, was für ihn am günstigsten ist.
Funktionsweise einer Bürgschaft im Kreditprozess
Wenn eine Bürgschaft für einen Kredit erforderlich ist, läuft der Prozess meist folgendermaßen ab:
- Beantragung des Kredits: Der Kreditnehmer wendet sich an eine Bank oder ein Finanzinstitut, um einen Kredit zu beantragen. Während der Prüfung der Kreditanfrage ermittelt der Kreditgeber die Bonität des Antragstellers.
- Bürgschaftsangebot: Sollte die Bonität des Kreditnehmers unzureichend sein, wird der Kreditgeber den Antrag ablehnen oder die Bereitstellung des Kredits mit einer Bürgschaft verknüpfen. Der Kreditnehmer muss dann einen Bürgen finden.
- Bürgschaftsvertrag: Der Bürge und der Kreditgeber schließen einen Bürgschaftsvertrag ab. In diesem Vertrag werden die genauen Bedingungen, die Haftung und die Höhe des Bürgschaftsaufkommens festgelegt.
- Kreditauszahlung: Nach Abschluss des Bürgschaftsvertrags wird der Kredit an den Kreditnehmer ausgezahlt. Sollte der Kreditnehmer später in Zahlungsverzug geraten, kann der Kreditgeber auf die Bürgschaft zurückgreifen.
Vor- und Nachteile einer Bürgschaft
Wie jede Sicherheitenform hat auch die Bürgschaft ihre Vor- und Nachteile.
Vorteile der Bürgschaft
- Erhöhte Kreditchancen: Eine Bürgschaft kann entscheidend sein, um einen Kredit zu erhalten, wenn die eigene Bonität nicht ausreicht.
- Konditionen verbessern: Oftmals können Kreditnehmer durch die Stellung einer Bürgschaft bessere Konditionen wie einen niedrigeren Zinssatz erhalten.
- Flexibilität: Für viele Kreditnehmer, insbesondere junge Menschen oder Selbstständige, ist eine Bürgschaft eine flexible Lösung, um Zugang zu Finanzierungen zu erhalten.
Nachteile der Bürgschaft
- Risiko für den Bürgen: Der Bürge setzt sein eigenes Vermögen aufs Spiel. Im schlimmsten Fall könnte der Bürge für die gesamten Schulden des Hauptschuldners haftbar gemacht werden, was zu einer erheblichen finanziellen Belastung führen kann.
- Einschränkung der Kreditfähigkeit: Die Bürgschaft kann in der Bonitätsprüfung des Bürgen berücksichtigt werden, was dazu führen kann, dass dieser selbst Schwierigkeiten hat, Kredite zu bekommen.
- Emotionale Belastung: Das Eingehen einer Bürgschaft kann auch persönliche Beziehungen belasten, insbesondere wenn es zu Zahlungsschwierigkeiten kommt.
Bürgschaft - einfach erklärt! [Kreditsicherheiten
Wichtige Punkte für Bürgen
Wenn Sie darüber nachdenken, als Bürge für einen Kredit einzutreten, sollten Sie einige wichtige Punkte berücksichtigen:
- Finanzielle Situation prüfen: Vergewissern Sie sich, dass Sie die finanziellen Mittel haben, um im Bedarfsfall für den Kreditnehmer einzustehen.
- Vertrag genau lesen: Achten Sie darauf, alle Bedingungen und Verpflichtungen im Bürgschaftsvertrag zu verstehen. Lassen Sie sich im Zweifelsfall rechtlich beraten.
- Risiken abwägen: Denken Sie daran, dass Sie für die Schulden eines anderen einstehen. Bewerten Sie gut, ob Sie dieses Risiko eingehen möchten.
Fällt eine Bürgschaft weg?
Es gibt Situationen, in denen eine Bürgschaft nicht mehr erforderlich oder gewünscht ist. Hierzu gehören:
- Verbesserung der Bonität: Wenn der Kreditnehmer seine finanzielle Situation verbessert hat und nun in der Lage ist, eine Kreditwürdigkeit ohne Bürgschaft zu erreichen, kann die Bürgschaft gegebenenfalls aufgehoben werden.
- Vertragliche Vereinbarungen: In manchen Fällen können Kreditverträge Klauseln enthalten, die es dem Kreditnehmer ermöglichen, die Bürgschaft vorzeitig zu beenden, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Fazit
Die Bürgschaft ist eine gängige und oft notwendige Sicherheit beim Abschluss eines Kredits. Sie bietet sowohl Kreditnehmern als auch Kreditgebern Vorteile, birgt jedoch auch Risiken und Anforderungen. Es ist wichtig, gründlich zu überlegen, bevor man eine Bürgschaft übernimmt oder verlangt, und alle betroffenen Parteien sollten sich der Verantwortung und der Risiken bewusst sein. Patente Lösungen existieren nicht, und jede Situation verlangt eine individuelle Betrachtung. Daher ist es ratsam, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
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